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Dampfschokolade

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Schokolade war lange Zeit ein reines Luxusgut, welches nicht für jedermann erschwinglich war. Dies änderte sich jedoch durch das Zeitalter der modernen Industrie. Großen Anteil hatten hierbei zwei Dresdner Unternehmer, so gehörte die sächsische Landeshauptstadt um 1900 zu einem der bedeutendsten Standorte der Herstellung von Schokolade in Deutschland.

Bevor die Süßwarenindustrie jedoch einen Aufschwung erlebte und sich mit Schokolade Geld verdienen ließ, musste das Kakaoprodukt, welches Vielen sicherlich unbekannt war, erst einmal am Markt etabliert werden. Bis zum 19. Jahrhundert konnten sich nur reichere Personen dieses Luxusgut leisten. Mexikanische Kakaobohnen wurden zu Trinkschokolade verarbeitet, diese waren allerdings eher herb im Geschmack und mussten daher mit Honig oder Rohrzucker gemischt werden. Auch diese Produkte waren für das restliche Volk unbezahlbar.

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Dieser Sachverhalt sollte sich aber schon bald ändern. Der Kaufmann Gottfried Heinrich Christopher Jordan (1791-1860) und sein Teilhaber August Friedrich Christian Timaeus (1794-1875) gründeten im Jahr 1823 die Zichorienfabrik Jordan & Timaeus. Anfangs wurden vor allem Kaffee-Surrogate, daneben Kartoffelmehl und Blaufarben, produziert. Zu den Kaffee-Ersatzprodukten zählten Runkelrüben-, Möhren-, Eichel- und Zichorienkaffee. Im Jahr 1828 hatte der Inhaber auf Grund des gut laufenden Geschäfts eine Dampfmaschine aufgestellt. Neben dem Beginn der Nudelproduktion konnte die Fabrik zudem auch „Dampfschokolade und Kakaoware“ als Produkte anbieten. 1839 wurde das erste Mal Milchschokolade in das Produktsortiment aufgenommen, die sogenannten „Caffeesurrogate“ wurden nur noch beiläufig angeboten. Im Jahre 1879 wurde das erste Reinheitsgebot für Schokolade beschlossen.

Die Verarbeitung der Milchschokolade war effektiver und preiswerter, zudem ließ sie sich in jede beliebige Form gießen. Damit konnte sich die Schokolade als Genussmittel ansiedeln. Durch das neue Herstellungsverfahren stieg die Anzahl der angebotenen Produkte, im Gegensatz hierzu fiel der Preis. Immer mehr Menschen konnten sich nun Schokolade leisten, die Nachfrage wuchs stetig.

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Aus diesen Gründen entwickelte sich das Unternehmen Jordan & Timaeus zum drittgrößten in Dresden. Die Firma, welche bis dato etwa 200 Angestellte beschäftigte, musste expandieren. So entstand 1854 im böhmischen Bodenbach ein weiteres Werk. Zeitgleich gingen die beiden Unternehmer neue Wege in Sachen Vermarktung. So wurden beispielsweise Verpackungen aus Blech aufwändig gestaltet, Produktbeigaben boten zusätzliche Kaufanreize. Der Vertrieb ihrer Waren fand mittlerweile in ganz Europa statt.

Nach dem Tod von Jordan & Timaeus übernahmen deren Söhne und Neffen die Firma und führten den Betrieb zu einer bekannten Weltmarke. Diese leiteten das Unternehmen bis zum Jahre 1921. Die Weltwirtschaftskrise, wachsende Konkurrenz und der damit verbundene Preisdruck setzten dem Unternehmen stark zu. So verschwand das Unternehmen und dessen Marke im Jahre 1936. Heute weisen nur noch zwei nach Jordan & Timaeus benannte Straßen in der Dresdner Neustadt auf dieses traditionsreiche Schokoladen-Unternehmen hin.

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